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Confronting Hostile Terrains

Interkulturelles Wissen

Eine anthropologisch fundierte Ausstellung

In starken Bildern und denkwürdigen Kunstinstallationen machte eine Ausstellung auf die Konsequenzen von zeitgenössischen globalen Grenz- und Migrationspolitiken aufmerksam. Organisiert haben sie Forschende vom Institut für Sozialanthropologie, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern.

 

Die interaktive Ausstellung «Confronting Hostile Terrains» erlaubte anthropologisch fundierte Einblicke in zeitgenössische Grenzregime. Sie beleuchtete die Komplexität globaler Grenzregime und ihre Folgen für die Menschen und richtete sich an ein breites Publikum, das an einem vertieften Wissen zur humanitären Krise an internationalen Grenzen interessiert ist.

Die Ausstellung im Kornhausforum Bern nahm dabei eine differenzierte Perspektive ein. Auf Grundlage der langjährigen Forschungen aller Beteiligten wurde ein Tiefenblick auf die komplexen Lebenswelten jener Menschen ermöglicht, die am meisten von zeitgenössischen Grenz- und Migrationspolitiken betroffen sind.

Das Mittelmeer als «feindliches Terrain». Bild der Künstlerin Sarah Hildebrand, «Strasse von Gibraltar».
Das Mittelmeer als «feindliches Terrain». Bild der Künstlerin Sarah Hildebrand, «Strasse von Gibraltar». (© Sarah Hildebrand)

Hommage an die Menschen

«Unsere Ausstellung ist eine Hommage an die Menschen, die beim Versuch, internationale Grenzen zu überqueren, gestorben sind, und an Menschen, die in Asyl- und Ausschaffungszentren festgehalten werden und einer ungewissen Zukunft entgegenblicken», sagte Co-Organisatorin der Ausstellung Darcy Alexandra von der Universität Bern über das Projekt.  

Zeichnung von Marie-Claire, einem neunjährigen Kind, das mit seinen Eltern nach Irland geflüchtet ist. Das Bild entstand im Rahmen eines Workshops, den Darcy Alexandra für die Installation «Living in Direct Provision» geleitet hat - einer Serie von Fotofilmen basierend auf der Zusammenarbeit mit asylsuchenden und geflüchteten Menschen, die im irischen Asylsystem leben.
Zeichnung von Marie-Claire, einem 9-jährigen Kind, das mit seinen Eltern nach Irland geflüchtet ist. Das Bild entstand im Rahmen eines Workshops, den Darcy Alexandra für die Installation «Living in Direct Provision» geleitet hat – einer Serie von Fotofilmen basierend auf der Zusammenarbeit mit asylsuchenden und geflüchteten Menschen, die im irischen Asylsystem leben. (© Darcy Alexandra)

Welche kollektive Verantwortung trägt der und die Einzelne?

Gerhild Perl, ebenfalls Sozialanthropologin an der Universität Bern und Co-Organisatorin, fügte hinzu: «Die Ausstellung ist zugleich eine Kritik an der zeitgenössischen Migrations- und Grenzpolitik, die Menschen systematisch von politischer, sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe ausschliesst. Sie fragt nicht zuletzt danach, wie wir Erinnerung lebendig halten können und welche kollektive Verantwortung der und die Einzelne trägt.»

Dr. Gerhild Perl (links) und Dr. Darcy Alexandra vom Institut für Sozialanthropologie haben die Ausstellung «Confronting Hostile Terrains» organisiert.
Dr. Gerhild Perl (links) und Dr. Darcy Alexandra vom Institut für Sozialanthropologie haben die Ausstellung «Confronting Hostile Terrains» organisiert. (© Universität Bern / Bild: Vera Knöpfel)

«Hostile Terrain 94»

Die Ausstellung thematisierte Migrations- und Grenzpolitiken in vier verschiedenen Projekten. Eines davon war die Installation «Hostile Terrain 94», eine partizipative Wanderausstellung, welche die beiden Co-Organisatorinnen nach Bern holten. Sie widmet sich jenen Menschen, die beim Versuch, die Wüste zwischen Mexiko und den USA zu durchqueren, gestorben sind. Die Ausstellung wurde vom «Undocumented Migration Project» an der University California Los Angeles unter der Leitung des Anthropologen und MacArthur Fellow Jason De León entwickelt. Jason De León war bei der Finissage zugegen, um über sein Projekt zu sprechen und zu diskutieren.

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Die partizipative Wanderausstellung «Hostile Terrains 94» ist ein Projekt des «Undocumented Migration Project» von Jason De León (USA). Sie war auch im Rahmen der Ausstellung «Confronting Hostile Terrains» im Kornhausforum Bern zu sehen.

Lange Momente der Stille und des Nachdenkens

Das partizipative Element bestand im Vorbereitungsprozess für die Ausstellung. Die Menschen waren eingeladen, sogenannte ID-Tags auszufüllen. Das sind kleine, meist an den Zehen angebrachte Identitätsschilder, die den Überresten der in der nordamerikanischen Sonora-Wüste gefundenen Personen zugeordnet werden können, um die auf der Flucht verlorenen Leben zu dokumentieren.

Gerhild Perl und Darcy Alexander haben in der ganzen Schweiz Vorbereitungsveranstaltungen durchgeführt. Es sei faszinierend gewesen den Gesprächen zuzuhören, die sich dabei ergeben hätten, sagte Darcy Alexander in einem Interview mit «uniaktuell»:

«Es gab lange Momente der Stille und des Nachdenkens. Neben dem Smalltalk beim gegenseitigen Kennenlernen gab es Wut über die Gewalt dieser Politik, Traurigkeit über die Ungerechtigkeit der verlorenen Leben und viele Fragen, wie diese Politik geändert werden kann. Insgesamt haben wir mehr als 3’300 ID Tags ausgefüllt.»

Die Besucherinnen und Besucher des Kornhausforums waren eingeladen, weitere ID Tags auszufüllen und an der Karte der Grenzregion aufzuhängen.

Das Institut für Sozialanthropologie der Universität

Das Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern lehrt die Sozialanthropologie in ihrer ganzen Breite und setzt Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Migration, Anthropologie des Staates, ökonomischer und ökologischer Anthropologie sowie Medienanthropologie. Ein Bachelorprogramm sowie drei Masterprogramme – darunter das spezialisierte Masterprogramm ATS («Anthropologie des Transnationalismus und des Staates») sowie das internationale Masterprogramm CREOLE – bieten den Studierenden eine solide Grundausbildung und Möglichkeiten der Spezialisierung. Auf Doktorats- und Post-Doc-Ebene ist das Institut an mehreren interdisziplinären und interuniversitären Postgraduiertenprogrammen beteiligt.

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