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Pionier der Online-Psychotherapie
Prof. Dr. Thomas Berger erhält den Wissenschaftspreis Marcel Benoist

Interkulturelles Wissen

«Schweizer Nobelpreis» für Thomas Berger

Grosse Anerkennung für Thomas Berger von der Universität Bern: Der Psychologieprofessor wird für seine innovativen Beiträge zur Entwicklung von internetbasierten Psychotherapien mit dem Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet. Dieser gilt unter Forschenden als «Nobelpreis der Schweiz».

 

Thomas Berger ist ein Pionier in der Entwicklung, Testung und Umsetzung von Therapien zur Prävention und Behandlung von psychischen Problemen und Störungen mittels digitaler Hilfsmittel wie Apps und Webseiten. Als einer der international führenden Experten für Psychotherapieforschung hat er solche Online-Behandlungsmethoden im Vergleich zu rein konventionellen Psychotherapieformen untersucht und ihre Wirkung empirisch belegt.

Die Preisverleihung fand am 4. November 2021 im Berner Rathaus statt. Bundespräsident Guy Parmelin hielt die Festansprache und gratulierte Thomas Berger als neuem Marcel Benoist-Preisträger. Er habe den Zugang zur Behandlung von psychischen Problemen erheblich vereinfacht. An der Veranstaltung fand auch die Verleihung des Wissenschaftspreises Latsis statt.

Preisverleihung im Berner Rathaus: Bundespräsident Guy Parmelin gratuliert Thomas Berger. Er habe den Zugang zur Behandlung von psychischen Problemen erheblich vereinfacht
Bundespräsident Guy Parmelin gratuliert Thomas Berger zum Wissenschaftspreis Marcel Benoist. (© Markus A. Jegerlehner)

 

Mit den von Thomas Berger entwickelten internetbasierten Selbsthilfeprogrammen können unter anderem Depressionen und Angststörungen, die zwei verbreitetsten psychischen Störungen in der Schweiz, therapiert werden. Weitere Online-Tools bieten Hilfe bei Schlafstörungen oder psychischen Problemen nach Krankheiten und Trennungen. Berger erarbeitete auch sogenannte 'Blended Treatments', die Online-Behandlungen mit Offline-Therapiesitzungen kombinieren.

Von solchen Blended Therapien verspricht sich Thomas Berger viel. «Wir konnten in einer Studie mit depressiven Patientinnen und Patienten zeigen, dass eine Psychotherapie wirksamer sein kann, wenn zwischen den Therapiesitzungen ein Online-Programm genutzt wird.»

Die niederschwelligen digitalen Angebote können den Zugang zu Behandlungen für gewisse Gruppen von Patientinnen und Patienten stark verbessern, etwa solche, für die der Gang zu einer Therapeutin oder einem Therapeuten eine unüberwindbare Hürde darstellt. Dazu gehören beispielsweise oft geflüchtete Menschen.

Die Nachfrage nach Online-Tools steigt allgemein, aber mit der Corona-Pandemie hat die Bedeutung von internetbasierten Therapieformen weiter zugenommen.

Grafik aus dem Selbsthilfeprogramm «ROCO» zur Stärkung der inneren Abwehrkraft gegen pandemiebedingte psychische Belastungen.
Grafik aus dem Selbsthilfeprogramm «ROCO» zur Stärkung der inneren Abwehrkraft gegen pandemiebedingte psychische Belastungen. (© Universität Bern)

 

Ein Angebot bei pandemiebedingten psychischen Belastungen ging bereits im Frühsommer 2020 online: Das Selbsthilfeprogramm «ROCO» – Resilienz und Optimismus während COVID-19 – wurde von zwei Doktorandinnen am Institut für Psychologie entwickelt. Thomas Berger und Hansjörg Znoj haben das Forschungsprojekt betreut.  

Als Führungskraft – Thomas Berger leitet die Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie – sieht er seine Hauptaufgabe darin, seinen Mitarbeitenden den Rahmen zu bieten, in dem sie zufrieden sind, gute Arbeit leisten und in ihrer eigenen Karriere weiterkommen. 

Manchmal vermisst er es, der erste zu sein, der die Ergebnisse einer Studie zu Gesicht bekommt und auswertet. «Mein Ziel war nie, einen bestimmten Preis zu bekommen oder Professor zu werden. Mein Antrieb war immer, Neues zu entdecken und zu erforschen», sagt Berger. 

Kurz gesagt

«Der Marcel Benoist Preis ist eine riesige Anerkennung unserer gemeinsamen Bestrebung, wirksame psychologische Interventionen vielen Menschen zugänglich zu machen.»
Prof. Dr. Thomas Berger

ÜBER THOMAS BERGER

Thomas Berger (1971) wuchs in Konolfingen auf und studierte Psychologie an der Universität Bern. Er promovierte an der Universität Freiburg im Breisgau und war daneben als Psychotherapeut tätig, unter anderem im Sanatorium Kilchberg. Nach zwei Stationen als Oberassistent an den Universitäten Genf und Bern, wechselte er mit einem SNF-Stipendium für fortgeschrittene Forschende an die Universität Linköping in Schweden. Anschliessend kehrte er an die Universität Bern zurück und habilitierte im Rahmen eines Ambizione-Stipendiums des SNF. Ab 2013 forschte und lehrte er im Rahmen einer SNF-Förderungsprofessur an der Universität Bern und seit 2018 ist er am dortigen Institut für Psychologie ordentlicher Professor und Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie. Thomas Berger war an zwei grossen europäischen Forschungsprogrammen beteiligt und wurde für seine Forschung bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem SPR Outstanding Early Career Achievement Award.

Die Marcel Benoist Stiftung

Seit 1920 zeichnet die Marcel Benoist Stiftung jedes Jahr unabhängig und hochschulübergreifend herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Sie ehrt damit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für die Exzellenz des Forschungsplatzes Schweiz stehen. Bereits elf Preisträger haben später den Nobelpreis erhalten. Das Nominations-und Evaluationsverfahren wird vom SNF im Auftrag der Marcel Benoist Stiftung durchgeführt. Der Preis 2021 wird im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften vergeben.

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