«Für die Universität bedeuten die aktuellen Verzögerungen bei der Entwicklung der Infrastruktur eine riesige Herausforderung und ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.»
Universitätsleitung
Die Erneuerung und Erweiterung der baulichen Infrastruktur bleibt neben den politischen Rahmenbedingungen die grösste Baustelle für die Universität Bern. Ohne einen langfristigen Plan und entsprechende Sicherheit ist die Leistungsfähigkeit der Universität ernsthaft in Gefahr.
Von Markus Brönnimann, Verwaltungsdirektor
Eine zeitgemässe und taugliche Infrastruktur ist ein zentraler Faktor für den Erfolg einer Forschungs- und Lehranstalt. Dabei ist es oft so, dass man weniger bemerkt, was man hat. Vielmehr stört vor allem das, was man nicht hat, aber dringend benötigen würde. Für die Universität bedeuten die aktuellen Verzögerungen bei der Entwicklung der Infrastruktur eine riesige Herausforderung und ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Eine Lücke in der Infrastruktur der Universität konnten wir dieses Jahr mit dem neue Laborgebäude an der Murtenstrasse 24 schliessen. Dieses stellt der Universität wieder konkurrenzfähige Labors und eine neue Heimat für das Institut für Rechtsmedizin (IRM) bereit. Es ist eine sehr grosse Freude, dass wir dieses gut eingerichtete Gebäude vom Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG) übernehmen und danach in Betrieb nehmen konnten. Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten unseren herzlichen Dank aussprechen.
Als zweites bedeutendes Resultat konnten wir in diesem Jahr den Wettbewerb für das Chemiegebäude im Muesmattareal erfolgreich abschliessen. Das Siegerprojekt verfügt über ein gutes Nutzungskonzept und fügt sich gut ins Quartier ein. Wegen der seitens Kanton vorgenommenen Priorisierung der Hochbauinvestitionen muss die Umsetzung des Projekts jetzt um fünf Jahre verschoben werden. Das ist offenbar notwendig, aber äusserst bedauerlich.
Etwas besser sieht es sieht es bei zwei weiteren grossen und für den Medizinalstandort Bern elementraren Projekten aus: Für das Forschungsgebäude an der Friedbühlstrasse (FF07) kann die Projektierung normal weitergeführt werden und für den Wettbewerb Ausbildungsgebäude Medizin (BB03) hat der Grosse Rat den Kredit ohne Gegenstimmen bewilligt. Jedoch stehen für die Zahnmedizinische Klinik (ZMK) bis auf Weiteres keine Mittel zur Verfügung.
Bei aller Freude über die abgeschlossenen und in Gang gesetzten Projekte bleibt aber das Problem der fehlenden oder veralteten Infrastruktur bestehen. Dies wird die Universität kurz- und mittelfristig in ihrer Leistungsfähigkeit einschränken. Hier werden wir zusammen mit dem AGG und der Bildungsdirektion Lösungen finden müssen.
Neben der Infrastruktur benötigte die Universität auch eine zuverlässige und stabile Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand. Wir haben mit dem Kanton Bern hier einen verantwortungsvollen und loyalen Träger: Im Berichtsjahr beträgt der Beitrag des Kantons Bern CHF 323.4 Mio. bei einem Gesamtumsatz von CHF 938.8 Mio. Dabei haben wir in unserer Rechnung einen Überschuss von CHF 20.7 Mio. erwirtschaftet. Bei den Grundmitteln resultierte ein Verlust von CHF 5.1 Mio. Budgetiert war ein höherer Verlust. Die Differenz erklärt sich unter anderem mit den Verzögerungen in Projekten und Vorhaben wegen der Auflagen aufgrund der Covid-Pandemie.
Wie alle Institutionen und Unternehmen hat Covid auch die Universität sehr stark belastet. Die Unwägbarkeiten und Restriktionen haben in Lehre, Forschung und Verwaltung zu einem deutlichen Mehraufwand geführt. Der Krisenstab der Universität hat an seinen wöchentlichen Treffen die Beschlüsse der Behörden so umgesetzt, dass der Lehr- und Forschungsbetrieb aufrecht erhalten blieb. So wurde zum Beispiel eine Lösung für die Unterstützung von Forschenden, deren Projekte sich wegen der Auflagen aus der Pandemie verlängerten, erarbeitet und umgesetzt oder die ad hoc eingerichtete Position der Betriebsärztin verlängert. Ein grosser Schritt war dann im Herbst die Einführung der Zertifikatspflicht, womit die Lehre wieder in Präsenz durchgeführt werden konnte. Dies erforderte aber seitens Universität erhebliche Zusatzaufwände, etwa die Einrichtung von Testzentren oder die Durchführung von Zertifikats-Kontrollen. Da der Regierungsrat auf eine Abgeltung verzichtete, mussten diese Zusatzkosten aus dem ordentlichen Budget für Lehre und Forschung bestritten werden.
Im Berichtsjahr mussten zwei wichtige Positionen in der Verwaltungsdirektion neu besetzt werden. Mit Dr. Cord Fündeling konnte ein neuer Leiter Informatikdienste gefunden werden. Er folgt auf Urs von Lerber, dessen langjährige und erfolgreiche Arbeit wir hier verdanken. Ebenfalls unter neuer Leitung steht die Universitätsbibliothek. Frau Dr. Sonia Abun-Nasr folgt auf Dr. Niklaus Landolt, der die Bibliothek in den letzten Jahren erfolgreich und umsichtig geführt hat. Damit weist die Verwaltungsdirektion auf Leitungsebene mit vier Frauen und vier Männern nun ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis aus.
Grundmittel / Drittmittel: Einnahmen der Universität, die zur strukturellen Grundfinanzierung der Universität dienen, zählen als Grundmittel.
Alle übrigen Einnahmen werden als Drittmittel ausgewiesen. Aufgrund der Trennung der Einnahmen nach Grund- und Drittmitteln lassen sich einzelne Positionen nur bedingt mit der Erfolgsrechnung nach Swiss GAAP FER vergleichen.
Mittel privater Sektor: Einnahmen von Privatwirtschaft, Privatpersonen, Stiftungen und ähnlichen Organisationen.
Bis 2016 wurden die Erträge der Dienstleistungsbetriebe unter Grundmittel verbucht, ab 2017 unter Drittmittel.